Erste umfassende Monographie über die Wuppertaler Choreografin.
Ein Ausschnitt des Buch-Covers.privat
Ein Ausschnitt des Buch-Covers.
Wuppertal. Pina Bausch, die in ihren Tanzstücken menschliche Sehnsüchte und Beziehungskämpfe so schmerzlich offenlegt, war ungemein diskret, was das eigene Leben anging. Es gibt die bewegende Rede bei der Verleihung des Kyoto-Preises 2007, in der sie Lebensstationen und Beweggründe nachzeichnet, es gibt wenige private Eckdaten wie den Tod ihres langjährigen Lebensgefährten und Bühnenbildners Rolf Borzik im Januar 1980 und die Geburt ihres Sohnes Rolf Salomon im September 1981. Und seit dem Tod der weltweit gefeierten Choreografin mit 68 Jahren am 30. Juni 2009 hütet der Sohn ihre Privatsphäre.
Die Autorin widmet sich ausführlich Bauschs Arbeitsweise
Umso größer ist die Aufgabe, die sich die Wuppertaler Journalistin Marion Meyer, bis 2010 Kollegin in unserer Redaktion, mit ihrer Monographie von Pina Bausch gestellt hat. Und die erfüllt sie rundum mit ihrem ebenso gründlichen wie eingängig geschriebenen Buch.
Meyer (46) verliert nie die Bodenhaftung, wenn sie dem Leben der gebürtigen Solingerin chronologisch folgt: Von der inspirierenden Ausbildung der schönen Tänzerin in Essen und New York, wo sie sich von Eiscreme und Buttermilch ernährte, um das Geld für ein neunmonatiges Stipendium auf zwei Jahre zu strecken, über die schwierigen Anfänge in Wuppertal bis zu den gefeierten Tanztheater-Tourneen rund um die Welt. Hinweise auf die Person Pina ergeben sich fast immer aus ihrer Arbeit heraus. „Ich bin kein Mensch, der einfach aufgibt, ich laufe nicht weg, wenn es schwierig wird, aber das ist manchmal ganz schön schwer“, resümierte Bausch die anfängliche Ablehnung des Wuppertaler Publikums.
Die Autorin, die das Tanztheater seit Jahrzehnten verfolgt, widmet sich ausführlich der Arbeitsweise der Choreografin, die die moderne Form des Tanztheaters begründet hat. Bausch stellte in jeder Probe Fragen über Gefühle an ihre Tänzer, die diese mit Worten oder kleinen Szenen beantworteten. Aus diesem Material formte sie ihre Stücke, für die sie immer als letztes die Musik aussuchte.
„Furchtbar gründlich“, fand sich Pina Bausch. „Entsetzlich ist das, weil ich jedes Ding um- und umdrehe und es mir schwer mache. Furchtbar.“ Dass diese Monographie, die von all den bisherigen Büchern über Pina Bausch einer Biographie am nächsten kommt, in Remscheid verlegt worden ist, hätte der Choreografin, die der vielfache Ruf aus den Metropolen dieser Welt nicht aus dem Bergischen fortgelockt hat, wahrscheinlich ein Lächeln entlockt.